Wie jedes Jahr Millionen verschwendet werden
Live-Kommunikation und Experience-Marketing sind die teuersten Posten im Marketingmix pro Kopf gerechnet. Richtig eingesetzt können sie jedoch auch den höchsten ROI erzielen. Viele Live-Projekte scheitern jedoch. Zeit für Selbstreflexion. Denn im Spiegelbild wird Live häufig zu Evil. In diesem Artikel zeigen wir 11 Gründe dazu auf.
Chefredakteur Sjoerd Weikamp: „Live-Kommunikation und Experience-Marketing sind die teuersten Posten im Marketingmix sie jedoch auch den höchsten ROI erzielen."
Foto: Sjoerd Weikamp über das Spiegelbild von LIVE - Herausfoerungen und Lösungen im Impact.
Es wurde schon viel über den Impact von Live-Kommunikation und Experience-Marketing in all ihren Formen und Größen geschrieben. Aber: es gibt auch eine andere Seite der Medaille. Wenn LIVE im Spiegelbild zu EVIL wird. Und das liegt auf der Lauer, denn nichts ist so effektiv wie das erlebbar machen einer Marke. Man zeigt seine nackte Haut, und wenn es schiefgeht, ja, dann kann es richtig schiefgehen. In diesem Artikel schaut LIVE in den Spiegel. Wir begeben uns auf die Suche nach möglichen Fehlerquellen, der anderen Seite der Medaille, der Verzerrung im Spiegel, und natürlich bieten wir auch Lösungen und Präventionsmaßnahmen an.
- Ohne Zielsetzung
- Kritische Gesellschaft
- Verhärtende Gesellschaft
- Personalmangel
- Schlechte Presse
- Ein kurzes Abenteuer ohne Langzeiteffekt
- Senden
- Langeweile
- Energiepreise
- Besuchermangel
- Keine Daten, kein Crowdsourcing
1. Ziellose Begeisterung
Die größte Chance für ein missglücktes Live-Event? Arbeiten ohne Zielsetzung. Seit Jahren wissen die Eventpioniere: Organisiert man um des Organisierens willen, dann ist ein Event nicht viel mehr als ein teurer, netter Moment.
Die Lösung
- Stell ein klares Ziel für den gesamten Prozess rund um Ihr Event auf. Was willst du mit dem Event erreichen? Was muss passieren? Welche Botschaften sollen bei der Zielgruppe ankommen und haften bleiben?
- Stell bei jedem Teil des Entwurfs, Designs, Konzepts und all den anderen Schritten sicher, dass du dich selbst ständig kritisch hinterfragst und dabei darauf achtest: trägt dies zur Erreichung meines Ziels bei?
2. Der kritische Blick der Gesellschaft
Ob es dir gefällt oder nicht: Die Gesellschaft ist kritischer denn je. Marken und Unternehmen sollten insofern immer gut abwägen, ob das geplante Event ggf. Gefahr läuft, unter kritischen Blickwinkeln in die Kritik kommen zu können. Denn das ist natürlich nicht das Ziel einer Live-Maßnahme. Political Correctness sollte in jedem Fall ein wichtiger Aspekt der Evetnplanung sein.
Die Lösung
- Bei aufkommenden Diskussionen sollte in jedem Fall für Moderation gesorgt sein. Nicht um kritische Stimmen zu unterdrücken, sondern um sie zu kanalisieren. Denn genau darin liegt die Stärke von Live-Events.
- Wir sollten in jedem Fall auf Webcare setzen, um auf Social-Media-Reaktionen zu antworten.
- Bei der Entwicklung des Event-Konzeptes sollte in jedem Fall verstäkrt über den Kontext und die Ausstrahlung nachgedacht werden.
3. Verhärtung in der Gesellschaft
Diskussionen werden heute an beiden Enden des Meinungsspektrums geführt. Da wir heute alle Sender sind, trauen sich Menschen auch eher, ihre Meinung offen und klar zu äußern. Auch auf Veranstaltungen. In dieser Verhärtung steckt auch das individuellere Menschenbild, wodurch Netzwerke und andere Werte einer Veranstaltung nicht selbstverständlich sind.
Die Lösung
- Wir schaffen einen Rahmen für Interaktion. Dabei vereinbaren wir, worüber gesprochen werden darf und was wir ausklammern wollen, Außerdem sorgen wir für einen einen Kontext, in dem Aufmerksamkeit, Wärme und Wertschätzung für jeden Gast im Vordergrund stehen.
- Wir managen unsere Netzwerke aktiver, indem wir eine begleitende Rolle übernehmen.
4. Personalmangel: Die Eventkette reißt
Früher war es noch relativ einfach: Auf feste Partner und Lieferante konnte man sich verlassen. Aber viele dieser Supplier wurden durch die Pandemie stark beeinträchtigt, haben mit fehlenden Arbeitskräften zu kämpfen und müssen Rückstände wieder aufholen. Und genau diese Menschen sorgen für ein reibungsloses, gastfreundliches und perfektes Event. Wenn wir also an der Stelle einsparen, leidet das Event-Konzept und damit die Wirkung - der Impact in der Live-Kommunikation.
Die Lösung
- Wir sollten uns rechtzeitig um Supplier und personelle Kapazitäten kümmern. Dabei sollten wir selbst zu jederzeit das Herzstück unserer Veranstaltung sein.
- Steht nicht ausreichend Personal zur Verfügung? Dann sollten wir unser Event verschieben oder ein anderes Konzept fahren, das weniger Kapazitäten benötigt.
5. Schlechte Presse: Unbeabsichtigte virale Hits
Auch wenn wir keine Presse oder Medien zu unserer Veranstaltung einladen, können wir durch Social Media immer noch die "Presse" erreichen. Die Schlägerei auf der Feier einer Regierungsbehörde in den Niederlanden war zwei Tage lang in den Schlagzeilen. Das kann für jede Marke oder jedes Unternehmen vernichtend sein.
Die Lösung
- Event-Security ist bei großen Business-Events ein absolutes Muss, insbesondere wenn mit Partnern gefeiert wird.
- Freundlichkeit versus strikte Richtlinien: Das Sicherheitspersonal sollte immer freundlich und zugänglich sein und dennoch strikt darauf achten, dass die Richtlinien von den Veranstaltungsteilnehmenden eingehalten werden.
- Vorausschauend agieren: Wir sollten unser Sicherheitspersonal anweisen, vorausschauend zu handeln, oft lassen sie brodelnde Herde schon erkennen, bevor es eskaliert.
- Zusammenfassend kann man sagen: Sicherheit ist ein elementarer Bestandteil erfolgreicher Live-Events.
6. Ein kurzes Abenteuer ohne Langzeiteffekt
Ein Event ohne Vor- und Nachbereitung und strategische Einbettung ist Zeit- und Geldverschwendung. Das passiert immer noch viel zu oft.
Die Lösung
- Wir sollten Agenturen und stratgsiche Expert:innen beauftragen.
- Wir sorgen für Integration des Live-Events in den Marketingmix.
- Wir sorgen für Prozessbegleitung.
7. Senden: Monologe statt Dialog
Tolle Redner, topinformiert, spannende Themen. Großes Podium, große Location, 1000 Stühle. Ja, das kann funktionieren. Aber schauen wir doch mal, wie viele Teilnehmer:innen auf ihre Handys sehen oder kurz aufstehen und den Saal verlassen. Vielleicht sollten wir über das Ende der 'Sendeformaten' nachdenken?
Die Lösung
- Ersetzen wir Monologe durch Dialoge.
- Beziehen wir die Zielgruppen unserer Events in die Inhalte ein.
- Brainstormen wir im Vorfeld der Veranstlatung mit den Speaker:innen.
- Wir geben Input und sorgen dafür dass wir auf dem Event zu smarter, effektiver Interaktion kommen.
- Q&A Sessions können somit zu spannenden Gesprächen und Diskussionen werden.
8. Langeweile statt Wow-Experience
Eine Event-Konzept, dass man schon unzählige Male gesehen hat, sorgt nicht dafür, dass die Teilnehmenden 'bei der Stange' bleiben. Der Impact einer Veranstaltung verpufft, noch bevor das Event zu Ende ist.
Die Lösung
- Das Konzept einer Veranstaltung sollte an den Veranstaltungszielen orientiert sein.
- Stell dir die Frage: was willst du mit deinem Event erreichen, welche Eindrücke und Emotionen sollen sich bei den Teilnehmenden manifestieren?
- Kreativität und Ideenreichtum sind unerlässlich für die Konzeption von Events - gerade im B2B Umfeld, wenn es darum geht, auch einen ROI zu erzielen.
- Gerade bei wiederkehrenden Veranstaltungen, wie Messen, Business-Festivals oder Kongresse, sollten die Teilnehmenden immer wieder auf eine neue Customer Journey mitgenommen werden.
9. Boaring an Stelle von begeisternde Themen
In einer sehr schnelllebigen Welt muss man mehr denn je mit der Zeit gehen. Das gilt für den Content und das Programm einer Veranstaltung ebenso wie für das Event-Konzept. Was 'gstern' hip und top-on mind war, kann heute schon überholt sein. Die überspannenden Themen stehen in der Regel - aktuell wären das KI und Nachhaltigkeit. Aber zwischen diesen beiden großen Themen gibt es unzählige Inhalte - sowohl auf Strategie-Ebene als auch auf der Umsetzungsebene der Marketing- und Eventplanung, die es zu identifizieren und mit der Zielgruppe abzugleichen gilt.
Die Lösung
- Es gilt, sich bzw. die Veranstaltung immer wieder neu zu erfinden.
- Spannende (Nischen-) Themen identifizieren. Im Social-Media-Zeitalter sollte man dazu ruhig in die Interaktion mit den Zielgruppen gehen. Frage deine Besucher:innen nach Themen, die sie interessieren. Sprich mit Speaker:innen und Expert:innen über die relevanten Themen, über Beiträge, die auf anderen Events gut funktioneiren.
- Binde Speaker:innen ein, die wirklich etwas zu sagen haben und die Menschen begeistern und ihre Aufmerksamkeit binden.
- Eine Speakerin oder ein Speaker, der die Menschen auch ein Stück weit entertainen kann, ist gerade bei Business Festivals ein Highlight, über das noch lange nach der Veranstaltung gesprochen wird.
10. KI, Big Data und Events
Im Zeitalter der digitalen Transofrmation sind Daten die neue Währung für erfolgreiche Veranstaltung. Je mehr Informationen du über die Teilnehmer:innen deiner Veranstaltung hast, desto preziser kannst du deine Angebote auf die Zielgruppen und Stakeholder abstellen und genau das zahlt am Ende positiv auf den ROI deiner Veranstaltung ein.
Die Lösung
- Identifiziere die Interessen deiner Event-Besucher:innen. Welche Themen finden Sie pannnd, welche Keynotes oder MasterClasses besuchen sie?
- Nutze eine Event-App, die es dir ermöglicht, die Teilnehmenden zu tracken und somit Interessen zu identifizieren.
- Matchmaking: Nutze die Event-App um deine Gäste miteinander zu vernetzen. Neben Wissensvermittlung ist das Netzwerk ein ausschlaggebender Erfolgsfaktor von B2B-Events.
- Sorge dafür, dass du auch deinen Suppliern und Contentpartner aufzeigen kannst, wie viele Gespräche sie an einem Veranstaltungstag hatten. Das erleichtert dir die Follow-up Gespräch für das nächste Jahr.
- Biete deinen Teilnehmenden die Möglichkeit, Inhalte oder Speaker zu teilen und zu bewerten. So erhälst du wichtiges Feedback, dass du auch mit deinen Speaker:innen evaluieren kannst.
- KI kann dazu beitragen, dass die Customer Journey individualisiert und optimiert wird. Für viele Eventplaner ist das noch Neuland - aber wir sollten mutig voran gehen und sehen, wie wir die technologischen Möglichkeiten so einsetzen, dass der Impact von Live-Events damit erhöht wird.
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