Die Gesellschaft ist im Wandel. Das Markenerlebnis gewinnt bei Konsumenten zunehmend an Gewicht. Das bedeutet, die Brand Experience ist heute aus Konsumentensicht wichtiger als das Produkt selbst. Und mit dem Markenerlebnis gehen dann auch Fragen anheim, wie: „Wofür steht eine Marke eigentlich?“ Die Corporate Social Responsibility spielt heute für nahezu alle Veranstaltungsplaner:innen sowie Marketing- und Event-Budgetentscheider:innen aus Wirtschaft und Industrie eine zentrale Rolle. Welche Auswirkungen hat das auf die Veranstaltungswirtschaft? Und was tun moderne Event-Supplier dafür, um den hohen Standards der Auftraggebenden von Events gerecht zu werden?
Foto: Detlef Schmitz - Geschäftsführer bei der Losberger De Boer Gruppe in Recklinghausen.
Losberger De Boer gehört zu den führenden Anbietern von temporären Raumlösungen, die unter anderem für wirtschaftsbezogene Veranstaltungen wie Messen, Kongresse, Produktpräsentationen und Roadshows sowie für Sport-Events eingesetzt werden. Die Veranstaltungswirtschaft in ihrer ursprünglichen Form war ein nicht sehr nachhaltig geprägter Wirtschaftszweig. Das verändert sich mit dem gesellschaftlichen Wandel rapide. Im Interview mit Geschäftsführer Detlef Schmitz erfahren wir, was moderne Event-Supplier heute dafür tun, um den hohen Anforderungen aus Wirtschaft und Industrie gerecht zu werden.
Redaktion
Lieber Detlef, in euren Event Trends 2023 belegen grüne Events den ersten Platz. Was bedeutet das konkret für einen Event-Dienstleister wie Losberger De Boer?
Detlef Schmitz
Wir sind davon überzeugt, dass umfangreiche Maßnahmen notwendig sind, wenn die Menschheit den Klimawandel stoppen und den Wandel hin zu einer klimaneutralen Welt schaffen möchte. Als Branchenführer sieht sich Losberger De Boer in der Verantwortung voranzugehen. Daher haben wir uns vier große, ambitionierte Ziele gesetzt. Ganz konkret bedeutet das:
Redaktion
Das klingt sehr ambitioniert, da habt ihr euch einiges vorgenommen. Aber was hat Losberger De Boer denn in den vergangenen Jahren für nachhaltige Events getan?
Detlef Schmitz
Tatsächlich spielt das Thema Nachhaltigkeit nicht erst seit gestern eine bedeutende Rolle und das haben wir auch schon sehr frühzeitig entdeckt. In den letzten zwei Jahrzehnten haben wir einige erfolgreiche Maßnahmen umgesetzt, um unseren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Dies resultierte, neben vieler anderer Dinge, in einer Zertifizierung nach ISO 14001 im Jahr 2010.
Wir haben übergreifend Investitionen für nachhaltigere Prozesse im täglichen Betrieb unseres Unternehmens getätigt. Zum Beispiel mit der Entwicklung umweltfreundlicher und vollständig recyclebarer Komponenten sowie eines grundlegenden Überdenkens und Optimierens unserer Unternehmensprozesse.
Redaktion
Nun sind erneuerbare Komponenten bei euren eigenen Produkten sicherlich ein zentraler Part im nachhaltigen Arbeiten, aber eure Messe- und Eventhallen müssen ja auch ausgestattet werden. Was tut ihr an der Stelle im Kontext Ökologie?
Foto: Eine mobile Eventhalle von Losberger De Boer - hier im Einsatz bei den Porsche European Open.
Detlef Schmitz
Wir tun eine Menge dafür, Veranstaltungen umzusetzen. Wenn wir dabei auf die Einrichtung schauen, muss ich aus Sicht von Veranstaltungsplanenden natürlich sicherlich auch berücksichtigen, dass Raumdesign und die Atmosphäre einer Eventlocation für die multisensorische Wirkung von wirtschaftsbezogenen Veranstaltungen sehr wichtig sind. Aber in einer Branche, wie der Veranstaltungswirtschaft, können wir eine Menge tun, um die Ausstattung von Eventlocations nachhaltig zu gestalten. So arbeiten wir beispielsweise mit wiederverwendbaren Produkten im Sinne der Kreislaufwirtschaft. Am Beispiel Bodenbeläge festgemacht bedeutet das für unsere Zelte und mobile Bauten, dass wir vorrangig Teppichfliesen und Bodenbeläge einsetzen, die wiederholt genutzt werden können. Auch im Dialog mit unseren Zulieferern und Partnern setzen wir uns kontinuierlich damit auseinander, wie wir Business- und Sport-Events aus unserer Kernkompetenz heraus nachhaltiger gestalten können. Das ist natürlich ein Prozess, ein Marathon, kein Sprint. Aber ich kann sagen: Wir machen da im Zusammenspiel der Event-Gewerke zunehmend große Fortschritte.
Foto: Detlef Schmitz im Interview mit dem Event-Magazin NEXTLIVE.TV auf der BOE International.
Redaktion
Corporate Social Responsibility umfasst natürlich auch noch ganz andere Themenbereiche. Losberger De Boer ist Mitglied der EcoVadis Plattform. Was hat es damit auf sich?
Detlef Schmitz
EvoVadis ist eine unabhängige, internationale Plattform, die Unternehmen anhand von vier Bereichen ihrer Corporate Social Responsibility (CSR-Politik) bewertet:
Diese CSR Richtlinien in Unternehmen werden fortwährend evaluiert und in der Folge optimiert. Wir nehmen diese Optimierung sehr ernst und wurden für unser Engagement 2022 bereits mit der EvoVadis Silbermedaille ausgezeichnet. Diese Bewertung liegt uns sehr am Herzen.
Foto: EcoVadis bewertet Unternehmen unabhängig anhand von Bereichen ihrer 4 CSR-Politik.
Redaktion
Warum hat sich Losberger De Boer für diese Auszeichnung beworben?
Detlef Schmitz
Wir gehen gern vorweg. In den letzten zwei Jahrzehnten haben wir zahlreiche erfolgreiche CSR-Maßnahmen in unsere Organisation implementiert, ich erwähnte es ja bereits. Aber wir ruhen uns auch nicht auf unseren Lorbeeren aus. Die Thematik gehört zu den Prioritäten in unserem Management Board. Die Bewerbung für die EcoVadis Bewertung sollte andere Unternehmensbereiche bei Losberger De Boer dazu motivieren, ihre Prozesse ebenfalls zu optimieren. Denn: Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein. Und da hat diese Auszeichnung uns tatsächlich geholfen, unsere Prozesse stetig zu optimieren.
Redaktion
Losberger De Boer ist dem UN Global Compact beigetreten. Was verbirgt sich dahinter?
Detlef Schmitz
Mal an einem Beispiel festgemacht: Wir sind immer wieder auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, um die Isolierung unserer Unterkünfte noch nachhaltiger zu gestalten.
Die United Nations Global Compact ist die größte Unternehmens-Nachhaltigkeitsinitiative der Welt. Diese Institution hilft uns dabei, unsere Nachhaltigkeit zu optimieren. Sie inspiriert uns beim Change-Management und hilft uns dabei, noch umweltfreundlicher zu werden.
Foto: Zahlreiche Corporate Brands vertrauen auf die Kompetenz von Losberger De Boer.
Redaktion
Abschließende Frage Detlef: wir waren gerade beim OMR Festival, mit 70.000 Besucher:innen die bedeutendste Marketing-Veranstaltung Europas. Dort war NEXTLIVE als Schnittstelle der Veranstaltungswirtschaft zur Digitalwirtschaft im Gespräch mit zahlreichen Marketing- und Event-Budgetentscheider:innen aus Wirtschaft und Industrie. Wir haben unter anderem Interviews mit Marken wie Audi, Bayer-04 Leverkusen, Sony oder Stepstone geführt. Nahezu alle Markenvertreter:innen sagten uns einhellig: Live-Events sind wieder die wichtigste Disziplin im Marketingmix. Selbst digitale Brands, wie zum Beispiel SAP und Zoom unterstrichen die Bedeutung und den Impact von Live-Kommunikation und Experience-Marketing.
Könnt ihr das in eurer Rolle als Anbieter von temporären Raumlösungen für Messen und Events bestätigen oder erlebt ihr draußen im Markt einen gegenläufigen Trend?
Detlef Schmitz
Wir können das tatsächlich bestätigen. Live-Events sind wieder auf dem Vormarsch. Ganz persönlich denke ich: Digitale Formate können Live-Events verstärken und das finde ich gut. Denn wenn wir die Projekte und Maßnahmen von Veranstaltungsplanenden optimieren können, sollten wir das unbedingt tun, das kommt der Veranstaltungswirtschaft am Ende selbst zugute. Aber ebenso wenig, wie ein Zoom-Call ein Präsenzmeeting ersetzen kann, wird ein Metaverse-Event ein Live-Event ersetzen können. Menschen sind soziale Wesen und brauchen die Multisensorik, das ist wissenschaftlich belegt. Der Impact einer persönlichen Begegnung kann digital verstärkt werden, aber keineswegs ersetzt.
Foto: Seit 1986 beim Mobilraum-Anbieter Losberger De Boer, Geschäftsführer Detlef Schmitz.
Redaktion
Danke dir für den interessanten Austausch, Detlef.
Detlef Schmitz
Gerne, Sjoerd. Ich freue mich auf euer Festival im November. Ich halte es für absolut richtig, Veranstaltungsplaner:innen enger mit der Veranstaltungswirtschaft zu verzahnen, um so wichtige Themen wie Nachhaltigkeit, Event-Design und Digitalisierung zu diskutieren. Der inhaltliche Diskurs mit Auftraggeber:innen von Events wird am Ende auch die politische Arbeit der Veranstaltungswirtschaft in Berlin verstärken. Und davon profitieren am Ende auch die, die wirtschaftsbezogene Veranstaltungen in ihrem Marketingmix einsetzen: Marketing- und Event-Budgetentscheider:innen von Marken und Unternehmen.
Es existiert heutzutage quasi keine Marke und kein Unternehmen mehr, die in ihren Leitbildern die Themen CSR und Nachhaltigkeit unberücksichtigt lassen. Aber was bedeutet das für die Planung und Umsetzung von Messen und Events? Welche Zertifizierungen gibt es? Welche Instrumente und Konzepte machen Sinn? Und wie können Markenerlebnisse ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltig gestaltet werden? Diese und andere Fragen stehen im Fokus der Sustainable World beim NEXTLIVE.FESTIVAL. Die Antworten finden wir in spannenden Keynotes, MasterClasses, Experten-Breakouts und Best Practice Cases großer Brands.
Der inhaltliche Schwerpunkt der Sustainable World: New Mobility & Events. Keine Frage: Die Mobilität von Menschen ist der zentraler Dreh- und Angelpunkt bei der Planung und Umsetzung von IRL-Events. Aber eben diese Mobilität sorgt auch maßgeblich von den hohen CO²-Footprint. Was also bedeutet die Mobilitätswende für wirtschaftsbezogene Veranstaltungen? Und wie können (Groß-) Veranstaltungen in der autofreien Stadt der Zukunft überhaupt realisiert werden. Diesen und anderen Fragen widmen wir uns in Zusammenarbeit den Future Moves Kolleg:innen vom OMR Festival. Dabei freuen wir uns auf spannende Gäste und Expert:innen. „Christian Cohrs ist Redaktionsleiter bei unseren Freunden vom OMR-Festival und dort zuständig für die Content-Plattform FUTURE MOVES, mit Themen rund um zukunftsweisende Mobilität von Automotive über Aviation bis Schifffahrt und Stadtplanung. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit und viele interessante Gesprächspartner beim Festival“, sagt NEXTLIVE Chef-Redakteur Sjoerd Weikamp.
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